Vernissage ___________________________ DAS ANTLITZ DES MENSCHEN

Wann:
15. März 2019 um 19:00
2019-03-15T19:00:00+01:00
2019-03-15T19:15:00+01:00
Wo:
Bürgersaal des Rathauses
Großsachsener Straße 14
69493 Hirschberg
Preis:
Kostenlos
Kontakt:
Kulturförderverein Hirschberg e. V.
0157 82522443

   Dazu schreibt Karlheinz Treiber, der 1. Vorsitzende des Kulturfördervereins Hirschberg e.V.:

„Das Antlitz des Menschen“ ist der Titel einer von Karlheinz Treiber kuratierten Ausstellung des Kulturfördervereins mit insgesamt 40 Künstlerinnen und Künstler.

Die Ausstellung dauert vom 15. März bis zum 28. April 2019.
Sie findet in der Rathausgalerie Hirschberg, Großsachsener Straße 14, in 69493 Hirschberg statt.

Die Vernissage ist am Freitag, den 15. März 2019, 19 Uhr im Bürgersaal des Rathauses
Begrüßung      Bürgermeister Manuel Just
Einführung       Pfarrer Hans Behrendt
Musik               Peer Findeisen, Klavier
Finissage        Sonntag, der 28. April 2019, 11 Uhr in der Rathausgalerie
Führung          Freitag, den 12. April um 19 Uhr vor dem Bildvortrag

Begleitprogramm:
Selbstdarstellung und Verwandlung im Werk der amerikanischen Fotografin Cindy Sherman
ein Bildvortrag von Karlheinz Treiber
am Freitag,      den 12. April 2019 um 20 Uhr im Bürgersaal des Rathauses

Die kommende Ausstellung „Das Antlitz des Menschen“, die der Kulturförderverein Hirschberg am Freitag, den 15. März 2019 um 19 Uhr im Rathaus in Hirschberg eröffnen wird, ist eine Herzensangelegenheit, mit der ich schon seit geraumer Zeit gedanklich beschäftigt war:

In all den Jahren meiner künstlerischen Tätigkeit bin ich Arbeiten meiner vergangenen und gegenwärtigen Zunftkolleginnen und Zunftkollegen begegnet, die mir nahe gegangen sind.  Ein großer Teil dieser mich bewegenden Kunstwerke konnte in all den Jahren für die Sammlung der Rathausgalerie angekauft werden, andere wurden von Bekannten und meiner Familie in Liebe erworben. Ergänzend wurden vertraute Künstlerinnen und Künstler gebeten, ganz spezielle Werke zu dieser Ausstellung einzureichen, deren Entstehung teilweise schon lange zurück liegt und an die sich manche schon nicht mehr erinnern konnten. Es sind Kunstwerke, die sich in meinem Herzen eingebrannt hatten und die ich nunmehr in den Kontext dieser Ausstellung eingebettet sehen wollte.

Die Bilder zu dieser Ausstellung waren somit lange in meinem Kopf, nunmehr sind sie in der Rathausgalerie an einem Ort vereint, wo sie von unserem Kuratoriumsteam wie eine Partitur miteinander verbunden werden sollen.  Die einzelne Künstlerpersönlichkeit tritt somit hinter ihrem Werk zurück; ihre Arbeit ist Teil eines Nachdenkens über das Wesen des Menschen.

Der Mensch steht im Mittelpunkt; die Lebensalter zwischen Geburt und Tod, das bewegte Leben mit seinen menschlichen und sozialen Konflikten ist das Grundthema, dem sich die Ausstellung nähern möchte.

Mit Gedanken zu Kindheit, Jugend und Geburt beginnt die Ausstellung
Heinrich Vogelers „Vision“ eröffnet den Reigen mit einer feierlichen Jugendstil-Radierung.
Petra Lindenmeyer thematisiert das gleiche Thema der Geburt in Form einer textilen Collage, bei der sie selbst als Künstlerin und Mutter den Blickwinkel der Gebärenden einnimmt.

Walter Ebert richtet einen malerischen und zugleich zärtlichen Blick auf seine frisch geborene Tochter Hanna.

Lea Boxheimer ist als Künstlerin gerade erst 15 Jahre jung; ihre feinen Bleistiftzeichnungen huldigen dem Ideal ihrer eigenen Generation, während die Fotografin Renate Barth den Kindern und Jugendlichen fremder Länder tief in die Augen blickt.  Und sie schafft den Sprung hin zu der Folgegeneration. Ihre gerade erst brustamputierte 90-jährige Mutter strahlt die gleiche Anmut und Würde aus wie das fremde Mädchen in Rajastan. Rebekka Brunke dokumentiert mit ihren filigranen Kohlezeichnungen ein „ganzes halbes Leben“, indem sie das jugendliche Bildnis der porträtierten Person einem Altersbild der gleichen Person gegenüber stellt.

Die 3 eindringlichen Gipsbüsten von Gabriele Köbler stellen nicht nur ganz bestimmte Menschen dar, sondern versinnbildlichen in ihrer Dreierkonstellation eben auch die drei Lebensalter.

So strahlt auch die Dichterin Hilde Domin Alterswürde als auch kecke Spitzbübigkeit aus, sowohl in der filigranen zeichnerischen Studie und der kolossalen Gipsbüste von Thomas Duttenhoefer als auch in der Radierung seines Schülers Jürgen Schlotter.

Das oft verklärte weibliche Schönheitsideal kommt vielfältig daher:

Als „Chrysanthème“ in der Jugendstilfigur von Auguste Moreau, als wuchtige liegende Granitfigur bei Knut Hünecke.

Aufrecht und zugleich scheu präsentiert sich die weibliche Keramikfigur von Mechthild Wallrath-Karcher, vom Leben gezeichnet und geschunden als Mutter Erde in der bemalten Gipsplastik von Thomas Duttenhoefer, als Urmutter im Umfeld ihrer vielfältigen sozialen Bezüge in der Malerei von Ingrid Flora oder als vamphafte „Flamme“ bei Elvira Bach.

Auch der Helmkopf von Karin Schmiedebach offenbart Standfestigkeit.  Die Härte des Materials Basalt spiegelt sich in der Kompaktheit, Geschlossenheit und Symmetrie der Formgebung. Damit geht eine  Wirkung von Dauerhaftigkeit einher. Wehrhaft und unbeeinflussbar scheint der Kopf Jahrhunderte überdauern  zu wollen. Gleichzeitig verweist die sensibel gerundete und nahezu perfekte Form auf Vollkommenes. Der Schutz nach außen ermöglicht ein Innenleben, das dem Betrachter verborgen bleibt. Ungestört kann es reifen, sich im Inneren verfeinern und sich entfalten, bis es sich irgendwann in überraschender Weise Bahn bricht.

Das Modell Lena steht im Fokus unterschiedlicher Betrachtungsweisen: Digital verfremdet in den Computergrafiken von Hein Albig, humorvoll im Ort Leutershausen inszeniert in den bunten Fotografien von Willi Hölzel, in frischen Farben auf Leinwand gebannt von Margarete Stern, triptychonal im spröden Gelände arrangiert in den Schwarzweiß-Fotografien von Dorothea Burkhardt.

Der Mensch in seinem sozialen Umfeld offenbart sich in den Großstadtstudien der zwanziger Jahre bei Karl Hubbuch ebenso wie in seinen Demonstationszeichnungen der fünfziger Jahre an der Karlsruher Kunstakademie. Diese einzigartigen Zeichnungen sind bislang nie gezeigte Leihgaben aus dem Besitz einer ehemaligen Hubbuch-Schülerin. Dorothea Burkhardt erfasst die Aktions- und Lebenskünstlerin Eva Vargas in ihrem dadaistischen Umfeld, Elke Geiger nähert sich mit der Hasselblad-Kamera den Menschen Griechenlands ebenso wie den vertrauten und liebgewordenen Zeitgenossen ihrer unmittelbaren Umgebung.

Mit Humor nähern sich Rita Rössling und Stefan Umhey ihren Zeitgenossen:
So wie Stefan Umhey ihre Postkartenillustrationen mit poetischen Sinnsprüchen bereichert, gelingen ihm eigene filigrane Skulpturen voller Witz und Gestaltungsfreude. Auch den kleinformatigen Kopfstudien von Rita Rössling sieht man an, dass sie mit Spaß an der Freude entstanden sind und das Spielerische ebenso gedanklich im Mittelpunkt steht.

Dass Spaß in Sarkasmus endet und auch das Reflektieren über das eigen Werden und Vergehen die schonungslose Ehrlichkeit nicht scheut, zeigt uns Willi Hölzel:
Jahrzehnte ist es mittlerweile her, dass er hundert Bürgerinnen und Bürger aus Leutershausen in den Altersstufen 1 bis 100 porträtiert hat; viele davon sind nicht mehr unter uns, alle hat sie mittlerweile die Zeit verändert und geprägt.  So geht er auch selbst mit seinem eigenen Werdegang ins Gericht, indem er den Konflikt mit der Vaterfigur ebenso thematisiert wie seine Liebe zu einer Heimat, aus der er sich vertrieben sah. Die Fahne in der Galerie ist ein letztes Selbstporträt kurz vor seinem Tod.

Die genannten Künstler sind nur ein Ausschnitt aus dem vielfältigen Kaleidoskop dieser Ausstellung. Auch die Arbeiten im Treppenhaus sind in das Thema des Antlitz des Menschen mit einbezogen.

Gerhard Vormwalds „Daumenlutscherin“ gehört zum vertrauten Bestand des Rathauses, ebenso die textilen Wandobjekte von Katarína Zavarská sowie der „Apfelbäumchenpflanzer“ von Uwe Lindau.

Wir vom Kulturförderverein Hirschberg sind selbst gespannt auf das Resultat.