Großsachsener str. 14
69493 Hirschberg
Zur Finissage der Ausstellung mit der iranischen Künstlerin Soroor, die sich mit ihren Arbeiten der Revolution gegen das bestehende Regime im Iran verschrieben hat, hielt Karlheinz Treiber einen mit zahlreichen Bildbeispielen unterlegten Vortrag zur jüngeren Geschichte des Iran.
Die politische Entwicklung des Iran im 20. Jahrhundert bis heute ist eigentlich kein klassisches Thema für einen Kunsthistoriker. Dennoch machte Karlheinz Treiber in seinem Bildvortrag seine Beweggründe deutlich: Die Erinnerung an seine Jugend, als Teheran eine beliebte, weltoffene Metropole auf der Route des Hippietrails nach Indien war, die Diskussionen mit seinen iranischen Schülerinnen und Schülern in seiner Zeit als Lehrer in Mannheim und letztlich die dramatischen Entwicklungen der jüngsten Zeit mit dem mutigen Aufstand der persischen Frauen gegen das Regime der Mullahs.
Der Iran als Spielball der Mächte zwischen Ost und West zeigte sich in der Besatzungszeit von 1941, als Russen und Briten gemeinsam einmarschierten und den damaligen Schah zum Rücktritt zwangen. Mit seinem Sohn Mohamed Reza Pahlavi etablierten die Westmächte schließlich einen Herrscher, der sich dem Fortschrittsglauben des Kapitalismus verschrieb und sich somit den Argwohn seines eigenen Volkes einhandelte. Der mit amerikanischer Hilfe etablierte Geheimdienst festigte seine Macht als Autokrat und bereitete der Hoffnung auf Demokratie ein jähes Ende.
Der Schah und seine Familie waren ein Lieblingskind der westlichen Regenbogenpresse; doch der Glanz der Macht entpuppte sich als Alptraum, als beim Besuch in Berlin seine Sicherheitsleute auf jene Demonstranten mit Dachlatten losgingen, die sein Terrorsystem anprangerten. Der Tod von Benno Ohnesorg im Verlauf der Unruhen, verursacht durch einen als Spion der DDR entlarvten Polizisten, war das Fanal der 68er Bewegung.
Im Iran gelang es dem Schah nicht, trotz seiner Reformen zur Gleichstellung der Frauen sein Volk auf seine Seite zu bringen. Die pompösen Feierlichkeiten zum 2500-jährigen Bestehen des persischen Reiches gerieten zu einem Schaulauf westlicher Prominenz. Mit seiner Polemik gegenüber dem im Exil lebenden Ajatollah Chomeini offenbarte sich die Hybris seiner Macht; das Blatt wendete sich. Chomeini im Pariser Exil stilisierte sich auch im Westen zum Hoffnungsträger einer neuen Zeitrechnung. Der Schah wurde von seinen Verbündeten fallengelassen und flüchtete ins Exil nach Ägypten, während Chomeini 1979 bei seiner Ankunft im Iran frenetisch gefeiert wurde.
Das in freien Wahlen bekundete Bekenntnis zur islamischen Republik mündete in einen Gottesstaat, der mit rigoroser Härte die Rechte der Frauen unterminierte und bis heute gnadenlos mit seinen Kritikern umgeht.
Im Dauerkonflikt mit Saudi-Arabien interveniert der Iran seither in den zahlreichen Konflikten des Nahen Ostens; die iranischen Revolutionsgarden sind in alle aktuellen Streitigkeiten u.a. im Irak, im Jemen und in Syrien beteiligt. Mit der Aufkündigung des Atomkontrollabkommens fühlen sich Israel und Saudi-Arabien von der atomaren Aufrüstung des Iran bedroht.
Das aktuelle Regime steht auf dem Index der UN-Menschenrechtskonventionen; Schauprozesse, Hinrichtungen und die Entführung von im Iran geborenen Menschen mit westlicher Staatsangehörigkeit widersprechen den Regeln der Fairness und Menschlichkeit. Nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini, die in Polizeigewahrsam zu Tode kam, weil sie den Hidschab nicht richtig trug, entwickelte sich eine bis jetzt anhaltende Protestwelle, die nur eine Lösung kennt:
Der Diskussionsfaden ist gerissen, die Mullahs müssen weg!